1906 Woods Electric Victoria
Mit dem Woods Electric Victoria von 1906 schrieb die Woods Motor Vehicle Company ein faszinierendes Kapitel der frühen Elektromobilität. Zu einer Zeit, als Autos noch eine Seltenheit und elektrische Antriebe eine echte Alternative zum knatternden Benzinmotor waren, verkörperte der Woods Electric die Vision einer eleganten, einfachen und umweltfreundlichen Fortbewegung.
Inhaltsverzeichniss
Die 1899 gegründete Woods Motor Vehicle Company in Chicago war ein früher Verfechter des Elektroautos. Das Unternehmen hatte einen schwierigen Start und ging 1901 in Konkurs. Im folgenden Jahr wurde das Unternehmen reorganisiert und ein neuer Präsident übernahm die Leitung. Mit zusätzlichen Investitionen, einer neuen Fabrik im Norden Chicagos und einer Reihe hochwertiger Autos gelang Woods schließlich der Durchbruch.
Bis 1904 wurde das Angebot um luxuriösere Fahrzeuge erweitert, zwischen 1905 und 1907 kam ein reiner Benzinwagen hinzu. Am interessantesten war jedoch das Modell “Dual Power”, das sowohl mit Benzin als auch mit Batterie betrieben werden konnte. Die Fahrzeuge von Woods waren teuer, exklusiv und genossen den Ruf außergewöhnlicher Qualität.
Verkaufszahlen und Marktposition
Der 1906 Woods Electric Victoria war ein exklusives Elektroauto, das sich aufgrund seines hohen Preises von 1.900 US-Dollar vor allem an wohlhabende Kunden richtete.
Trotz des hochwertigen Designs und der fortschrittlichen Technologie waren die Verkaufszahlen eher bescheiden. Die geringe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und der hohe Preis führten dazu, dass der Victoria eine Nischenposition auf dem Markt einnahm. Woods konnte nur wenige Fahrzeuge verkaufen, da die Konkurrenz durch Benzinfahrzeuge mit größerer Reichweite und niedrigeren Kosten immer stärker wurde.
Zu den elektrisch angetriebenen Konkurrenzmodellen zählten unter anderem die Fahrzeuge von Baker Electric, die ebenfalls auf urbane Mobilität setzten. Im Bereich der Benzinfahrzeuge konkurrierte beispielsweise der Woods Electric Victoria mit Modellen von Ford und Oldsmobile, die sich durch eine größere Reichweite und geringere Produktionskosten auszeichneten.
Technische Spezifikationen
Der Woods Electric Victoria von 1906 wurde von einem zentral montierten Elektromotor angetrieben, der über zwei Ketten die Hinterräder bewegte. Die Batterien befanden sich vorne und hinten am Fahrzeug, was eine ausgewogene Gewichtsverteilung ermöglichte. Die Victoria erreichte eine für damalige Verhältnisse beachtliche Höchstgeschwindigkeit von etwa 20 km/h. Das Fahrzeug verfügte über ein einfaches, an der Antriebswelle angebrachtes Bremssystem, das auf zwei großen Artillerierädern hinten und zwei kleineren Vorderrädern montiert war. Mit einer Reichweite von etwa 30 Kilometern war der Woods Electric Victoria vor allem für den Einsatz in der Stadt konzipiert, wo kurze Wege und einfache Handhabung von Vorteil waren.
Historische Relevanz
Leider reichte der gute Ruf allein nicht aus, um die Verkaufszahlen anzukurbeln. Der hohe Preis und die sinkende Nachfrage nach Elektroautos führten zu einer finanziellen Krise. Woods experimentierte erneut mit einem neuen Dual-Power-Konzept, diesmal mit einem primitiven Hybridsystem, bei dem der Elektromotor bis zu einer Geschwindigkeit von 24 km/h für den Vortrieb sorgte und danach der Benzinmotor bis zu einer Geschwindigkeit von 56 km/h unterstützend eingriff. Es war ein innovatives Konzept, aber extrem teuer in der Herstellung und funktionierte nie ganz wie versprochen. Eine Flut von Garantieansprüchen und die sinkende Nachfrage besiegelten schließlich 1918 das Ende von Woods Motor Vehicle.