Die ersten 3 Monate mit meinem "Sirius" (POLESTAR 2)

  • Sirius

    Bestellt habe ich meinen Polestar 2 am 28.4.2022, abgeholt nach 186 Tagen bei Volvo Krüll in Hamburg.


    Sehr freundlicher, zuvorkommender und geduldiger Mitarbeiter. Besonders wichtig war ihm, dass Elektroautos eben auch "nur" Autos sind und keine exotischen Fortbewegungsmittel, vor denen man Angst haben muss. Ihm war auch durchaus bewusst, was auf Facebook (und anderswo) über Probleme gepostet wird. Da hat man schnell den Eindruck, dass die E-Mobilität nicht ausgereift sei und nur Schwierigkeiten macht. Wie aber an anderer Stelle bereits von vielen versichert, posten nur selten Leute, die keine Probleme haben. So entsteht ein falscher Eindruck. Doch erstmal von vorne:


    Wahl der Marke

    Nach 28 Jahren Volvo wollte ich 2022 - nach ausführlichen Recherchen - auf ein E-Modell von Volvo umsteigen (auch um noch die volle Bafa-Förderung zu erhalten). C40 oder XC40 standen zur Wahl, doch Volvo konnte mir keinen Liefertermin für 2022 anbieten, frühestens März 2023. Da wurde ich auf die Volvotochter POLESTAR aufmerksam gemacht. 6-8 Monate Lieferzeit waren super, aber noch besser war das Design dieses Wagens. Um es mal salopp zu sagen: Cooler gehts nicht.



    Nach mehreren Besuchen im Hamburger "Showroom" war klar: es musste ein Polestar 2 sein! Dafür sprach nicht nur der Wagen, sondern auch das, wofür die junge Marke Polestar steht. Hier versucht man tatsächlich, Lieferwege nachvollziehbar zu machen, nachhaltig zu arbeiten, Umwelt- und auch Tierschutz groß zu schreiben. Der Wagen ist vegan, kein Leder, vieles im Inneren aus recyceltem Material (Plastikflaschen...). Wie edel so etwas aussehen kann, wird jeden überraschen.


    Aufgrund der enormen Basisausstattung habe ich mich entschieden, auch die Basisversion - also die SMSR (Single Motor, Standard range) Version zu nehmen. Der Motor ist mit 231 PS stark genug, zumal der Wagen auf 160km/h gedrosselt ist. Macht nichts, das Fahren (und vor allem das Beschleuniiiiiigen) macht trotzdem einen Heidenspaß! Standard range bedeutet: kleiner Akku (also 69 statt 78 kw). Der größere Akku bringt nur 50km mehr - das war mir keine 2000 Euro mehr wert.


    Bestellung

    Alles nur noch online... Zumindest in meinem Alter ungewohnt, aber auch problemlos. Das Konfigurieren des Wagens ist einfach, es gibt keine 30 Seiten Zubehörkatalog, sondern nur 3 Ausstattungspakete. Dazu natürlich Wahl der Farbe (jedes Jahr ist eine ohne Aufpreis - in meinem Fall 2022 "Magnesium"), die Größe des Akkus (69 oder 78 kw), die Anzahl der Motoren (1 oder 2) und eine Anhängerkupplung.


    In der (subjektiv ewig langen) Wartezeit von rund 6 Monaten gab es hin und wieder Mails von Polestar (Ihr PS2 wurde produziert... verladen... ist unterwegs... ist im Hafen Zeebrügge angekommen... usw.) Die Zulassung war inclusive, Wunschkennzeichen natürlich möglich. Bezahlung und Rückzahlung der Reservierungsgebühr ohne Probleme.



    Übergabe

    Nach der Terminvereinbarung (und sogar noch ein paar Anrufen, ob ich zufrieden sei etc.) konnte ich den Wagen bei einem Volvohändler in Hamburg abholen. Alles schick in einer weißgestrichenen Garage, eine Stunde Einführung, geduldige Antworten und - ganz wichtig: Programmieren der Schlüssel (es gibt einen "großen" - mit Tasten und einem "physischen Schlüssel" integriert und einen "kleinen", der per Funk funktioniert). Als letztes wurde die Polestar-App auf meinem Handy mit dem Wagen verbunden.


    Polestar-App

    Unbedingt installieren! Außer Vorklimatisieren kann man den Wagen verriegeln, man sieht die Reichweite, den Ladestand und den Standort des Wagens. Diese Funktionen werden in Kürze durch weitere ergänzt. Hier hat man auch Zugang zur Konfiguration des eigenen Wagens sowie zur Polestar-Webseite.


    Meine Erfahrungen mit den in den sozialen Medien oft zitierten "Problemen"


    OPD oder Segeln?

    Der Polestar 2 bietet die Einstellungen OPD (One-pedal-drive) "Standard" mit starker Verzögerung, d.h. man kann diesen Wagen ohne Bremspedal fahren. Dieses ist eigentlich nur noch für Notsituationen gedacht. Habe ich bislang kein Dutzend mal benutzt (Achtung: Bremsscheiben korrodieren, wenn man nicht dann doch ab und zu mal auf die Bremse latscht...) Die zweite Einstellung ist "Gering" und die dritte dann "Aus". In dieser Frage folge ich der Polestar-Empfehlung: OPD (selbst in der geringen Stufe) verzögert so stark, dass es (nach kurzer Eingewöhnung) super für den Stadtverkehr und im Stau ist. Schon auf meiner Heimfahrt von der Übergabe klappte es beim Heranfahren an rote Ampeln bald ohne bremsen. Ebenso im Baustellenstau A7/A23. Nach dem Stau habe ich OPD dann ausgeschaltet. Es verzögert sonst zu stark, wenn ich vom Strom gehe.


    Updates

    Nicht nur der Polestar ist ein fahrender Computer. Softwareupdates gehören somit zwingend dazu. Diese erfolgen per OTA (over the air) und machten in den ersten Versionen bis 2.3 hin und wieder Probleme. Ich bekam meinen neuen Wagen mit Version 2.4. Über 2.4 habe ich in den Foren noch nichts Negatives gelesen. Ich hoffe, dass das so bleibt... Was dann zukünftige Updates angeht, empfiehlt er einen Standort mit guter Verbindung und ausreichend Zeit. Der Wagen sollte dann ungestört sein. Unter diesen Bedingungen kann jede(r) das nächste Update selbst machen. Wer also einen gebrauchten Polestar 2 kauft, sollte auf die Software-Version achten.


    Lack

    Nach über zweimonatiger Weltreise auf dem Frachter sollte der Lack so ausgehärtet sein, dass auch eine Waschstraße kein Problem ist. Wer noch mehr Geld investieren möchte, kann den Lack keramikversiegeln. Sieht super aus, hält aber nur bis zu 6 Jahren.


    Aufladen

    Hier weicht die Empfehlung ein wenig von dem ab, was ich sonst so gelesen habe. Mein Wagen wurde mit 89% ausgeliefert, im Auto sind 90% eingestellt. Auf meine Rückfragen hin hieß es, dass es bei längeren Fahrten kein Problem sei, den Akku auf 100% aufzuladen, aber auch sonst nicht. Auch das "Hängenlassen" an der Wallbox die ganze Nacht schadet nicht. Kurzum: Vor längeren Fahrten lade ich zuhause auf 100, unterwegs wird dann die Ladedauer an den verschiedenen Säulen wohl dafür sorgen, dass es meist "nur" 80% sein werden (10-80% angeblich in 34 min.. Kann ich nichts zu sagen, da ich noch nie auf 10% war).


    Zuhause habe ich eine EASEE-Wallbox, die sehr zuverlässig auflädt (Steuerung per Handyapp).


    Eine tolle Funktion der Polestar-App ist die Vorklimatisierung des Wagens binnen 30 Minuten, während er an die Wallbox angeschlossen ist. Dadurch wird nicht nur der Innenraum geheizt, sondern auch der Akku. Wieviel das beim Verbrauch gerade im Winter ausmacht, hätte ich nicht gedacht. Unbedingt zu empfehlen.


    Die Serienausstattung des Polestar enthält 2 Kabel - eines mit Typ2-Stecker für die Wallbox bzw. AC-Ladesäulen und das andere zum Aufladen an einer Haushaltssteckdose.


    Bei der Übergabe des Wagens bekommt man eine Plugsurfing-Ladekarte, mit der man 1 Jahr stark vergünstigt bei IONITY-Ladesäulen tanken kann.


    Musikanlage

    Hier reicht meines Erachtens die Basisanlage. Vor dem Kauf konnte ich im Showroom Hamburg beide Anlagen (Basis und Harman-Kardon) ausprobieren. Der Unterschied ist marginal - finde ich - und rechtfertigt nicht, das entsprechende Paket dazuzukaufen.


    Wichtig für Musikfans: Spotify ist vorinstalliert auf dem großen Centerdisplay in der Mitte. Ein eigenes Abo braucht man allerdings. Die Sprachsteuerung funktioniert perfekt. "Hey Google, spiel mir "Hello" von Adele" und los geht's. Eine weitere Möglichkeit gibt es seit dem letzten Update: Musik von einem USB-Stick abspielen. Dazu installiert man die App "Audiowagon", formatiert den Stick auf FAT32 und kann dann eigene Musikzusammenstellungen abspielen. Außerdem kann man sich Youtube-Music aus dem Playstore herunterladen und nutzen.


    Navi

    Der Polestar ist der erste Wagen weltweit, bei dem Google Maps (Google automotive) integriert ist. Also nicht einfach nur installiert, sondern mit vollem Zugriff auf das System des Wagens. Google Maps weiß Reichweite und Ladestand des Akkus. Man kann eine Route planen oder einfach drauflosfahren. Google meldet sich - wenn nötig - mit freien Ladesäulen. Außerdem werden Staus korrekt (!) angezeigt und bei Straßensperrungen wird genau angezeigt, ab wo die Straße gesperrt ist.


    Verbrauch

    Seit der Übergabe am 3.11.22 gab es "warme" (über 15 Grad) und eiskalte Tage / Nächte. Selbstverständlich variiert der Verbrauch durch die Temperaturen.


    Auf einer Fahrt an einem der "warmen" Herbsttage über eine Strecke von 250 km (meist Autobahn) und einer Reisedauer von 2:45 Std. hatte ich einen Verbrauch von knapp 16 kw/h. Die Reichweite läge dann bei meinem "kleinen" Akku von 67kw netto bei locker 400 km.


    Auf einer Fahrt bei eisigen Temperaturen steigt der Verbrauch durch Zuschaltung der Heizung auf 20-22 kw/h. Wichtig ist - wie erwähnt - das Vorheizen vor der Abfahrt. Sonst steigt der Verbrauch vor allem auf den ersten Kilometern, da erst der Akku erwärmt werden muss.


    Einen Ladeverlust bei eisigen Temperaturen konnte ich bislang nicht feststellen. Eine Nacht auf einem offenen Parkplatz bei minus 5 Grad ließ den Ladestand nicht sinken.


    Apps

    Der Innenraum des Polestar wird vorne vom großen Centerdisplay (Diagonale 28,3cm / 11,15 Zoll) beherrscht. Hier sind alle vor- und nachinstallierten Apps mit großen, leicht auch während der Fahrt anzutippenden Icons dargestellt. Es würde zu weit führen, hier alle aufzuzählen. Ich kann nur sagen, dass man Wert auf Übersichtlichkeit und Bedienerfreundlichkeit gelegt hat. Es gibt Automarken, wo das ganze hoffnungslos überladen erscheint und man sich darüber hinaus durch zahllose Untermenüs wühlen muss.


    Negative Überraschungen?

    Der Polestar 2 hat einen großen Wendekreis, an den ich mich - vor allem beim Rückwärtseinparken - erst einmal gewöhnen musste.


    Der Ladeanschluss liegt auf der Fahrerseite hinten. Persönlich würde ich einen "Nasenlader" bevorzugen, damit kann man immer noch am besten an die Ladesäulen heranfahren. Aber wie auch zuvor: alles Gewöhnungssache.

    Das Centerdisplay musste einmal neu gestartet werden (es gibt einen Reset"knopf").


    Ansonsten: Pure Freude am E-Fahren!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Richard und Danke für deine Erfahrungen mit dem Polestar 2. Der absolut mickrige Unterschied bei den zwei Akkuvarianten ist echt witzig ^^ Dafür aber der Aufpreis für 10 kw mehr ist sensationell.

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