Nachdem einem hier im Forum ja regelmäßig der Mach E madig gemacht wird und der Mainstream auf Elon Musk rumhackt, habe ich tatsächlich geliebäugelt meinen Mach E gegen einen Tesla einzutauschen.
Mit der Optik konnte ich bisher nichts anfangen, was sich allerdings für mich mit dem Model 3 Highland und Model Y Juniper geändert hat.
Da Tesla auch Fahrzeuge in Zahlung nimmt, gleich mal dort angefragt. Hier kamen erwartungsgemäß magere 23.250 € raus für ein 2 Jahre altes Auto mit 33.000 km runter und 8-fach bereift...
Ich habe dann noch einen Händler gefunden, der mir wenigstens 24.500 € geben würde.
Also heute zwei Probefahrten in Dresden und einen Begutachtungstermin für den Mach E vereinbart.
Meine Eindrücke:
Bei Tesla geht das Alles sehr einfach und unbürokratisch, typisch Elon Musk. Meinen Mach E konnte ich in den zwei Stunden kostenlos nachladen.
Bei der Anfahrt war ich übrigens echt überrascht, wie sparsam der Mach E sein kann. Strecke insgesamt rund 300 km. Deshalb Abfahrtszeit programmiert, auf 100% geladen und mit 100 - 120 auf der Autobahn nach Dresden gekrochen (Außentemperatur 6-17 Grad). Verbrauch 17 kW/h. Bei dem Tempo wäre ich wohl auch problemlos ohne Nachladen ausgekommen. Normalerweise, wenn ich 150 fahre, keine Chance.
Zurück zu den Teslas:
Was ich definitiv sagen kann, egal wieviele Youtube-Tests man angeschaut hat, man muss es live erleben, um sich wirklich ein Bild machen zu können.
Angefangen habe ich mit einem Model Y AWD Long Range.
Optisch war ich erstmal etwas enttäuscht. Das grau metallic sieht viel biederer aus als in den Werbevideos. Ich würde wohl einen weißen bevorzugen. Irgendwie sieht das Model Y halt immer noch ein wenig pummelig und nach "Elefantenrollschuh" aus. Optik 3/5 (Mach E 4,5/5)
Haptisch gibt es nichts zu bemängeln. Alles sieht hochwertig aus und fasst sich gut an. Alles sehr minimalistisch, aber hat was. Haptik: 4/5 (Mach E: 4/5)
Vom Fahren war ich allerdings extrem begeistert. Das Ding geht wie eine Rakete mit seinen knapp 500 PS. Im Innenraum ist es extrem ruhig. Fahren 5/5 (Mach E AWD SR 3,5/5)
Die Bedienung ist top! Ich hatte immer gemeint, ohne Zentraldisplay kann ich nicht leben. Nonsense. Ob ich auf das Zentraldisplay wegen der Geschwindigkeit oder leicht nach rechts auf den Bildschirm schaue, macht gefühlt keinen Unterschied. Auch so ist der Aufbau logisch und einfach aber genial. Ohne kurze Einweisung bzw. Studium der Anleitung dürfte man mit den Lenkradtasten aber wahrscheinlich verzweifeln. Gewöhnung an die Bedienlogik dauerte bei mir aber nur 5 Minuten.
Die Türöffner sind von der Bedienung her okay, allerdings auch elektronisch gesteuert. Was rein mechanisches wäre mir hier aufgrund der geringen Fehleranfälligkeit lieber. Zudem sind die Griffe immer schwarz und versenkt. Bei einem weißen Auto kein Problem, bei einem dunklen Lack sicher nachts eine Herausforderung das Ding zu finden, da überhaupt nicht beleuchtet. Schöne, komfortable Einstiegshöhe. Bedienung 4/5 (Mach E 4/5)
Das Fahrwerk ist ungefähr vergleichbar mit meinem Mach E (nach 05/22). Nicht wahnsinnig komfortabel, aber auch nicht hart und unkomfortabel. Ich würde sagen okay (als komfortgewöhnter Citroen-Fahrer). Fahrwerk 3/5 (Mach E 3/5)
Das Raumgefühl ist super. Durch das riesige Panoramadach, von dem auch die Vordersitze was haben, sehr luftig und hell. Kofferraum schön groß und praktisch. Raumgefühl & Platz: 5/5 (Mach E: 3,5)
Was mir gefehlt hat (im Vergleich zum Mach E): Kein Öffnen des Kofferraums per Fußsteuerung.
Was das Model Y hat und dem Mach E fehlt: Sitzbelüftung
Fazit Model Y Juniper: Tolles Auto, wenn auch nicht perfekt. Im Vergleich zum Gebotenen unschlagbarer (Kauf-) Preis.
Anschließend wollte ich ein Model 3 AWD Long Range testen.
Fälschlicherweise hat man mir ein Model 3 Performance gegeben. Hier bin ich aber nach ein paar Hundert Metern umgedreht. Ich kam mir vor wie in einem 90er-Jahre Tuningopfer. Sehr tief, sehr hart, sehr schnell. Nix für mich.
Auch mit dem Model 3 AWD Long Range bin ich nur 20 Minuten gefahren.
Eigentlich war dies optisch mein Favorit und ich hatte schon Ausschau nach einem verfügbaren Fahrzeug gehalten.
Sieht sehr elegant aus, wie ein kleines Model S. Vor Kurzem hatte ich einen hinter mir fahren in schwarz. Ich dachte es sei ein Taycan. So breit so flach, so sportlich.
Was mich dann allerdings extrem störte, so dass das Model 3 schnell für mich raus war:
- Sehr tiefer Einstieg. Gefühlt steigt man in ein tiefergelegtes Fahrzeug ein.
- Man sitzt sehr tief und fühlt sich im Rest des Verkehrs (SUV, Pickups, etc.) irgendwie unwohl. Fühlt sich an, als sitzt man wie in einem Roadster fast auf der Straße.
- Deutlich engeres Raumgefühl.
- Absolut unpraktischer Kofferraum. Warum man beim Model 3 keine Heckklappe wie beim Y oder Mach E verbaut, ist mir unverständlich. So hat man ein dunkles, kleines, aber tiefes Loch.
- Fehlender Blinkerhebel, nur zwei übereinanderliegende Tasten am Lenkrad. Mag sein, dass man sich daran gewöhnt. Mir geht sowas aber tierisch auf den Zeiger, zumal man ja auch "normale" Autos fährt und sich ständig umgewöhnen muss. Ich hab beim Blinken jedes Mal zunächst ins Leere gefasst. Im Kreisverkehr lässt sich das dann gar nicht mehr ordentlich bedienen.
Diesen Nonsense hat man beim Y Juniper zum Glück wieder abgeschafft. Man munkelt, dass das beim Model 3 auch wieder kommt.
Die Begutachtung des Mach E beim freien Händler verlief erwartungsgemäß problemlos. Der Meister meinte sogar, dass der sich super fahren lässt.
Gesamtfazit:
Die Probefahrten heute haben mir erstmal wieder richtig klar gemacht, dass der Mach E ein tolles Auto ist. Nicht perfekt, aber schon sehr gut. Als er da so zur Begutachtung beim Händler stand und sollte nur 24.500 € bringen, dachte ich bei mir so "eigentlich bescheuert so ein geiles Auto für so wenig Geld herzugeben"...
Das Model 3 ist raus für mich. Das Model Y hat mir richtig gut gefallen. Allerdings wird das momentan noch nichts mit uns. Erstens habe ich mir geschworen kein neues Modell mehr aus dem ersten Baujahr zu kaufen und abzuwarten, bis eventuelle Kinderkrankheiten auskuriert sind.
Zweitens ruft Tesla momentan Leasingpreise jenseits von Gut und Böse auf. Leasingfaktor >1,6...
Das nächste Auto wird definitiv geleast, weil man den Restwert beim Kauf eines e-Autos nicht kalkulieren kann und es so zum Desaster werden kann. Der Verkauf eines gekauften Firmenautos ist, dank "EU-Verbraucherschutz" auch der Horror. Stichwort: Gewährleistung, egal ob Du Metzger, Dachdecker oder IT-Spezialist bist. Das tue ich mir nicht mehr an.
Plan ist nun, den Mach E noch maximal 2,5 Jahre zu fahren bis die Garantie durch ist und ihn dann, wahrscheinlich halb geschenkt, als Fünfjährigen, bei Tesla in Zahlung zu geben, wenn die Leasingkonditionen passen (beim Model 3 gibt es momentan 1,9%, beim Y 5,9%...)
Hoffe ich konnte einen kleinen Eindruck vermitteln.
Musk-Kommentare bitte unterlassen. Ich möchte hier nicht anfangen zu politisieren...