Hallo!
Ich hatte neulich drei Probefahrten: Mustang Mach-E SR RWD, Model Y AWD und Model 3 RWD Highland (Facelift). Ich möchte kurz meine sehr subjektiven Erfahrungen mit euch teilen.
Ich bin seit 2019 begeistert von Tesla gewesen, seitdem ich durch meinen Schwiegervater in spe bis heute die Möglichkeit habe, das damals komplett neu in Deutschland erschienene Model 3 etwas näher kennenzulernen. Damals war ich extrem Begeistert von der Software und einem E-Auto insgesamt. Seitdem hat sich bei mir aber viel verändert.
1. Fahre ich selbst nun schon E-Auto - diese Begeisterung ist nun also nicht mehr so stark und nicht mehr überraschend.
2. Die Verarbeitungsqualität auch auf ein paar Jahre gesehen war vom dem Model 3 aus 2019 (in USA produziert) in Ordnung, aber nicht so besonders gut. Es hat mittlerweile aber auch knappe 200.000km auf dem Buckel. Und dafür wiederum extrem wenig Service, der nötig war, was auch wiederum sehr gut ist.
3. Anfänglich fand ich es gut, im Laufe der Jahre 2021, 2022, 2023 aber vom Design her immer langweiliger. Y wie auch 3. Der MME war da deutlich spannender.
Ich bin grundsätzlich von Anfang an begeistert vom MME gewesen, seit ich mich näher mit ihm beschäftigt hatte. Er ist mittlerweile ja auch in diesem Design schon länger auf dem Markt, aber durchaus fand ich ihn ansehnlicher und schick, was ich von den Teslas nicht mehr behaupten konnte. Daher war ich voll auf dem MME-Tripp, habe mich hier im Forum angemeldet etc.
Der MME ist auf dem Papier auch echt gut. Kleinigkeiten und Schnick-Schnack (ich stehe aber auf sowas!) wie der Tür-Code zum öffnen, falls man mal keinen Schlüssel dabei hat (warum auch immer) und OTA-Updates, aber auch Standard-Dinge wie ordentliche Sitze, gutes Platzangebot etc. sind schon alle sehr gut. Die App ist nicht perfekt, aber gut benutzbar und ausreichend. So die Theorie. Was aber wirklich zählt ist, wie sich das Auto auch beim Fahren anfühlt.
Fahrberichte:
Mustang Mach-E SR RWD:
Mein Favorit war der ER RWD, dieser war aber nicht zum Fahren verfügbar. An sich ein durchaus großes Auto, nachdem ich mit meinen kleinen Corsa-e (welcher auch deutlich größer ist als frühere Corsas) direkt neben ihm auf dem Parkplatz eingeparkt habe. Aber noch überschaubar. Der Fahreindruck war gut, 1-Pedal-Driving erst mal ruckelig (mein Corsa rekuperiert natürlich auch, hat aber kein 1-Pedal und nicht so stark). Mir hat irgendwas beim Fahren aber gefehlt. Die Assistenzsysteme waren gut, hielten gut die Spur, Beschleunigung war nicht wahnsinn aber gut (war ja auch der "einfachste" MME), Komfort war in Ordnung, die Sitzposition aber ungewohnt hoch für mich. Ist ja auch ein SUV (zumindest offiziell).
Das Infotainment kommt erst mal toll wirkend daher - mit CarPlay ist das auch ziemlich gut, ich mag den Bildschirm etc. Aber 100% flüssig wie ein aktuelles z.B. iPad - was ich natürlich absolut erwarten kann bei einem Auto dieser Preisliga mit 15 Zoll Display - war es nicht. Das ist schon etwas schade. Das Design des Infotainments bewerte ich nicht vom Vorführwagen, weil dass das ganze alte System (mit Auto oben in der Ecke) war. Ist eigentlich ein No-Go, dass auf Kunden loszulassen, aber ich kenne ja durch meine Erfahrungen hier und Recherchen den Look vom ganz neuen cleaneren Look. Aber auch wenn ich diesen heranziehe an meine Bewertung, ist es wie ich finde nicht so ganz modern für 2025. Nicht ganz schlecht, viel besser als ganz viele andere Infotainments (MEB-Plattform Autos verschiedener Marken (z.B. auch Capri bei Ford) sind da für mich oft schrecklicher), aber nicht perfekt.
Fazit: Gutes Auto, aber irgendwie alles in allem nicht komplett stimmig für mich. Infotainment könnte für ein 50-60K Auto besser sein. Beschleunigung und Fahrverhalten waren in Ordnung, könnten aber auch besser sein.
Tesla Model Y (vermutlich 2024; also die letzte Version vor dem mittlerweile vorgestellten Facelift 'Juniper'):
Mit der Erfahrung des MME im Hinterkopf setzte ich mich ein paar Wochen später in den vermutlich direkten Konkurrenten des MME von Tesla. Auch hier sitzt man höher (ebenfalls SUV), aber irgendwie habe ich mich direkt viel wohler gefühlt. Vielleicht weil ich den Look vom Model 3 von meinem Schwiegervater in spe kannte, aber das passt eigentlich nicht, weil das hat ja gar nichts mit SUV und Höhe zu tun, weil er ja wie gesagt ein 3 und kein Y hat. Die Fahrt war auch direkt "einfach" (nicht das sie beim MME schwierig war, aber irgendwie intuitiver) und angenehm. Hat sich ein wenig mehr "wie auf Schienen" angefühlt. Hier und da war es etwas hart abgestimmt - bzw. nicht abgestimmt, sondern die Federung gibt wahrscheinlich einfach nicht mehr Komfort her. Es war also nicht perfekt, aber ein sehr gutes Erlebnis. Die Software war absolut flüssig und mich hat es gar nicht gestört, kein Display vor meinen Augen zu haben, sondern nach rechts auf den Bildschirm zu schauen. Leider war die Fahrt mit dem MME etwas zu lange her, als dass ich Lenkung und Fahrwerk direkt vergleichen konnte. Aber der subjektive Eindruck war, dass sich das Model Y besser fahren lies.
Tesla Model 3 Highland (Facelift):
Direkt nach dem Y wurde mir spontan noch eine Fahrt mit dem Model 3 angeboten. Ich habe zugesagt und mich in ein Auto gesetzt, was deutlich hochwertiger war, einen ebenso flüssigen Bildschirm hat (in der Theorie sogar noch besserer Prozessor) und moderner ist. Es ist durchaus auch etwas kühl, weil schon fast zu wenig "wärmende" Elemente vorhanden sind. Die Fahrt hat aber sowas von überzeugt. Das Highland ist absolut komfortabel: Schlaglöcher lässt er einen spüren, aber so gedämpft, das es schon fast Spaß macht darüber zu fahren . Die Lenkung war gut, die Schallisolierung auffallend gut und ruhig, die beflüfteten Sitze (es war zwar Winter, aber kann mir vorstellen wie gut es im Sommer ist) sind gut (kriegt der MME jetzt ja auch), die Blinkertasten am Lenkrad statt Hebel haben mir sogar Spaß gemacht, anstatt zu nerven und so weiter...
Es ist einfach ein so gutes Auto gewesen für einen unschlagbaren Preis (40.000€). Da war ich echt überrascht. Ist natürlich eine Limousine und kein SUV. Wenn man darauf aber nicht angewiesen ist, hat man trotzdem unglaublich viel Platz an Stauraum.
Erfahrung bei Ford / bei Tesla im Store:
Auf diesen Punkt möchte ich noch kurz eingehen, weil er so unterschiedlich war. Bei Ford musste ich per Anruf eine Probefahrt für ein paar Tage später ausmachen, es wurde ("weil über 200 PS") darauf bestanden, dass ein Mitarbeiter mitfährt, es wurde sich nicht darum bemüht, mir das Auto wirklich zu verkaufen oder ein gutes Angebot zu machen. Und das Autohaus war nicht sehr einladend und kalt und eher dunkel ("Heizung ist kaputt"). Das Auto wurde mir aber erklärt und Fragen natürlich beantwortet, während die Mitarbeiterin auf der Rückbank an ihrem Handy war.
Bei Tesla habe ich am Tag davor spontan online die Probefahrt geklickt, direkt Führerschein hochgeladen und Bedingungen digital akzeptiert. Als ich reinkam wurde ich direkt - ohne vorher etwas gesagt zu haben - mit Namen begrüßt, musste nichts mehr vorzeigen oder ähnliches, das Auto wurde ebenfalls genau erklärt, nach der Probefahrt mir eben auch das Model 3 vorgestellt und mir diese weitere Probefahrt angeboten. Im Gespräch wirkte der Verkäufer extrem freundlich und kompetent und zugewandt. Negativ anmerken muss ich aber auch, dass ich per Mail eigentlich im Nachgang noch Infos bekommen sollte, die kamen aber nie an.
Ich weiß, diese Erfahrung kann bei einem anderen Ford Händler auch ganz anders sein. Aber das was ich erfahren hatte macht für mich schon einen Unterschied. Im Endeffekt zählt das Produkt und auch von Tesla hört man Horror-Storys. Aber meine Erfahrung war wie Tag und Nacht. Und so komisch der CEO von Tesla sein mag, in diesem Fall war Ford die Nacht und Tesla der helllichte Tag. Und mit dem Wissen, dass auch künftige Service-Interaktionen so ablaufen könnten, macht das ja schon einen validen Punkt.
Fazit:
Alles in allem merkt ihr, dass Tesla bei mir bei diesen Probefahrten als eindeutiger Sieger hervorgegangen ist. Ich habe bei Tesla auch mehr Vertrauen, dass die Software auch in ein paar Jahren noch genauso schnell funktioniert und noch mehr tolle Funktionen haben wird. Das habe ich beim MME bedingt. Nicht gar nicht - OTAs sind ja möglich. Aber so wie ich hier lese durchaus mit mehr Verzug etc. als man es bei Tesla hört. Beim einen mehr und beim anderen natürlich weniger.
Bevor ihr mich alle steinigt: Der MME ist ein tolles Auto. Es gibt auch Punkte, die sind einfach besser. Blue Cruise ist z.B. ein Alleinstellungsmerkmal. Aber für mich, als jemanden der Technik mag, ist alleine das Infotainment von der Flüssigkeit her schon ein Punkt gewesen, der mich am MME stören würde und den ich beim Tesla lieben würde. Das ist aber subjektiv und muss jemand anderen ja überhaupt nicht stören. Der Test war ja auch nicht umfassend. Es sind nicht alle Modelle mit allen Ausstattungsvarianten jeweils verglichen worden etc. Es ist mein persönlicher Eindruck gewesen. Was ich jedoch in den Kommentaren nicht hören mag ist, dass ich vielleicht voreingenommen war. Das stimmt nämlich nicht - der MME war vor den Probefahrten mein Favorit.