Gebrauchte E-Autos unterscheiden sich in einigen Punkten deutlich von Verbrennern. Einerseits sind sie oft noch relativ jung, was ihren Preis hoch hält. Andererseits ist der Zustand der Antriebsbatterie entscheidend: Sie beeinflusst Reichweite und Lebensdauer des Fahrzeugs maßgeblich. Während der Verschleiß bei Verbrennern an vielen Bauteilen sichtbar wird, konzentriert sich bei E-Autos der Wert im Akku. Erfahrungen zeigen zwar, dass viele Akkus über Jahre in gutem Zustand bleiben – eine unabhängige Überprüfung ist jedoch unverzichtbar.
ARD Marktcheck bringt in der aktuellen Sendung "Die Tricks..." einen interessanten Beitrag zu diesem Thema. Das Video findet ihr weiter unten.
Aufgedeckte Täuschungstricks auf dem Gebrauchtwagenmarkt
Die Recherche deckte mehrere gängige Methoden auf, mit denen Händler Käufer täuschen können:
- Fehlende Transparenz: Händler sind gesetzlich verpflichtet, erhebliche Mängel offen zu legen. Doch in der Praxis geschieht das oft erst auf Nachfrage. Ein Beispiel: Bei einem gebrauchten Renault Zoe wurden offensichtlicher Schimmel auf der Rücksitzbank und Feuchtigkeit im Rücklicht vom Händler erst nach gezieltem Hinweis eingeräumt. Ähnlich bei einem Nissan Leaf: beschädigte Stoßstange, Rost und poröse Reifen wurden nicht von sich aus erwähnt.
- Irreführende Fahrzeugangaben: Falsche Angaben im Inserat sind keine Seltenheit. In einem Fall stimmte beim beworbenen Verbrenner die Laufleistung nicht mit dem tatsächlichen Kilometerstand überein. Auch angebliche Wartungsnachweise ("Checkheft gepflegt") waren falsch. Solche Tricks können natürlich genauso bei E-Autos vorkommen.
- Zweifelhafte Verkaufstaktiken: Ein geprüfter Nissan Leaf mit erheblichen Mängeln sollte laut Händler "nur für den Export" bestimmt sein. Wenig später tauchte dasselbe Fahrzeug jedoch wieder im Inland auf – zu einem deutlich höheren Preis.
- Wissenslücken der Verkäufer: Teilweise gaben Händler offen zu, wenig bis gar keine Kenntnisse über Elektroautos zu haben. Das erschwert es Käufern, sich umfassend und korrekt beraten zu lassen.
Akkuzustand als zentrales Kriterium
Ein entscheidendes Thema beim Kauf gebrauchter E-Autos ist der Batteriezustand. Die Untersuchung ließ die Akkus während Probefahrten unabhängig prüfen (u.a. durch Dekra). Ergebnis: Ein vier Jahre alter Renault Zoe mit 32.800 km Laufleistung wies noch 99 Prozent Akkugesundheit auf – ein überraschend gutes Resultat. Trotzdem zeigt der Fall: Ohne unabhängige Prüfung bleibt das Risiko für versteckte Mängel hoch.
Werkstattchecks: Oft unzuverlässig
Auch klassische Werkstattprüfungen – etwa als "Mobilitätscheck" oder "Saisoncheck" beworben – bieten keine vollständige Sicherheit. Tests an einem Verbrenner zeigten große Unterschiede: Manche Werkstätten übersahen gravierende sicherheitsrelevante Mängel, obwohl sie ihre Prüfberichte als "in Ordnung" abhakten. Käufer sollten sich daher nicht allein auf Händler- oder Werkstattprotokolle verlassen.
Passender ARD Beitrag zum Thema: Verbrenner und E-Autos: so tricksen Hersteller, Händler und Werkstätten!
Ein paar Tipps fĂĽr sicheren E-Auto Kauf
Wer ein gebrauchtes Elektroauto kaufen möchte, sollte folgende Punkte beachten:
- Unabhängige Expertise einholen: Einen sachkundigen Begleiter mitnehmen oder eine neutrale Prüforganisation wie Dekra oder ADAC beauftragen – besonders für eine Akku-Diagnose.
- Alternativ eine mobile Akku-Check Hardwarelösung besorgen
- Angaben prĂĽfen: Kilometerstand, Wartungsdokumente und Vertragsangaben genau kontrollieren. Auf eine garantierte Angabe der Laufleistung im Kaufvertrag bestehen.
- Fahrzeug genau inspizieren: Auf Rost, Lackschäden, Feuchtigkeit und Abnutzungserscheinungen achten.
- Verkaufsart verstehen: Wird ein Fahrzeug "im Kundenauftrag" verkauft, kann die gesetzliche Gewährleistung eingeschränkt sein.
Fazit: Wachsamkeit bleibt entscheidend
Der Markt für gebrauchte Elektroautos wächst – doch alte Tricks der Händler bleiben. Die Untersuchung zeigt: Selbst bei gesetzlicher Pflicht werden Mängel oft nicht freiwillig offengelegt. Besonders bei Elektroautos kommt der Akkuprüfung eine zentrale Rolle zu. Käufer sollten sich auf Aussagen von Händlern oder Verkaufsportalen allein nicht verlassen und unabhängige Prüfungen durchführen lassen. Nur so lassen sich kostspielige Überraschungen vermeiden und der Umstieg auf ein gebrauchtes E-Auto sicher gestalten.