Steer-by-Wire - Die nächste Generation der Lenkung bei Mercedes ab 2026
-
Waldemar -
April 23, 2025 at 2:18 PM -
279 Views -
2 Comments
Sicherheit und Zuverlässigkeit auf höchstem Niveau
Bei der Einführung der Steer-by-Wire-Technologie legt Mercedes-Benz größten Wert auf Sicherheit und Zuverlässigkeit des Systems. Um mögliche Ausfälle zu vermeiden, setzt der Hersteller auf eine vollständig redundante Systemarchitektur:
- Doppelte Signalpfade und Aktuatoren: Alle Steuersignale werden über zwei unabhängige Leitungen übertragen, und es sind doppelt so viele Aktuatoren vorhanden, wie für den regulären Betrieb erforderlich sind. Dadurch wird sichergestellt, dass bei Ausfall eines Pfades oder eines Aktuators das System weiterhin funktionsfähig bleibt.
- Redundante Daten- und Stromversorgung: Die Bordelektronik verfügt über unabhängige Stromkreise und Datenleitungen, so dass auch bei einem Teilausfall die Lenkfähigkeit des Fahrzeugs erhalten bleibt.
- Notfallmaßnahmen bei Systemausfall: Im unwahrscheinlichen Fall eines vollständigen Systemausfalls bleibt die Querführung des Fahrzeugs durch die Hinterachslenkung und gezielte, radindividuelle Bremseingriffe über das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) möglich.
Diese Maßnahmen orientieren sich an den höchsten Sicherheitsstandards der Automobilindustrie, unter anderem an der Norm ISO 26262 für die funktionale Sicherheit von Kraftfahrzeugen.
Umfangreiche Erprobung für maximale Sicherheit
Die Steer-by-Wire-Technologie von Mercedes-Benz wurde bereits intensiv erprobt, um ihre Zuverlässigkeit und Sicherheit im realen Fahrbetrieb zu gewährleisten. Insgesamt wurden über zwei Millionen Testkilometer zurückgelegt, davon mehr als eine Million auf Prüfständen und eine vergleichbare Strecke auf Testgeländen sowie im öffentlichen Straßenverkehr.
Vorteile der Steer-by-Wire-Technologie
- Schnellere Reaktionszeiten und präziseres Handling: Durch die elektronische Übertragung der Lenkbefehle reagiert das Fahrzeug schneller und ermöglicht eine präzisere Steuerung.
- Verbesserte Manövrierfähigkeit: Besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten, wie beim Einparken, reduziert sich der erforderliche Lenkaufwand erheblich.
- Eliminierung von Straßenunebenheiten: Da keine direkte mechanische Verbindung mehr besteht, werden Stöße und Vibrationen von der Fahrbahn nicht mehr auf das Lenkrad übertragen, was den Fahrkomfort erhöht.
- Integration mit Hinterachslenkung: In Kombination mit der bereits verfügbaren Hinterachslenkung, die einen Lenkwinkel von bis zu zehn Grad ermöglicht, verbessert sich die Wendigkeit des Fahrzeugs weiter.
- Mehr Flexibilität im Interieurdesign: Das Lenkrad kann flacher gestaltet werden, was im mehr Raumgefühl resultiert und einen besseren Blick aufs Fahrerdisplay ermöglicht.
Neues Lenkraddesign: Das Yoke
Mit der Einführung von Steer-by-Wire plant Mercedes auch ein neues Lenkraddesign, das sogenannte "Yoke". Dieses erinnert an die Steuerung von Flugzeugen oder Rennwagen und bietet einige Vorteile:
- Bessere Sicht auf das Display: Durch die flachere Form des Yoke wird die Sicht auf das digitale Cockpit verbessert.
- Erleichterter Ein- und Ausstieg: Das Design schafft mehr Beinfreiheit und erleichtert so das Ein- und Aussteigen.
- Optimierte Ergonomie: Die Form des Yoke ermöglicht eine natürlichere Handhaltung und kann die Ermüdung bei längeren Fahrten reduzieren.
Wie sieht es bei der Konkurrenz aus?
BMW plant mit der "Neuen Klasse" eine neue Generation von Elektrofahrzeugen, die ab 2025 auf den Markt kommen soll. Diese Fahrzeuge werden über eine zonale Elektronikarchitektur mit vier "Superhirnen" verfügen, die verschiedene Fahrzeugfunktionen steuern. Obwohl BMW die Einführung von Steer-by-Wire nicht explizit bestätigt hat, deutet die fortschrittliche Elektronikarchitektur darauf hin, dass diese Technologie in zukünftigen Modellen integriert werden könnte.
Audi hat bereits Erfahrungen mit der Steer-by-Wire-Technologie im Motorsport gesammelt. Der Audi R8 LMS GT3 war mit einem Steer-by-Wire-System von Paravan ausgestattet und wurde als erstes Fahrzeug ohne mechanische Lenksäule vom Deutschen Motor Sport Bund homologiert. Außerdem präsentierte Audi das Konzeptfahrzeug PB 18 e-tron, das mit einem Drive-by-Wire-System eine verschiebbare Fahrerkabine ermöglicht.
Volkswagen arbeitet an der Einführung von Steer-by-Wire-Systemen in zukünftigen Modellen. Ein Prototyp des ID.3 wurde bereits mit dieser Technologie erprobt und demonstrierte eine Lenkung ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern. Langfristig plant Volkswagen den Einsatz von Steer-by-Wire-Systemen, die das hochautomatisierte Fahren (SAE Level 3+) ermöglichen sollen.
Comments 2